„Ein Festtag, ein Freudentag und ein nationaler Feiertag“ –
mit diesen Worten startete Bundeskanzler Olaf Scholz seine Rede zum Tag der Deutschen Einheit in Schwerin. Die Veranstaltung im Mecklenburgischen Staatstheater stand unter dem Motto „Vereint Segel setzen“, doch Scholz betonte nicht nur die Einheit des deutschen Volkes. Er nutzte seine Rede auch, um über die „besondere Stimmung, besondere Verstimmung“ und „politische Besonderheiten“ zu sprechen, „die Ostdeutschland heute kennzeichnen“ – über die Wahl von „Populisten“.
Mit ruhiger Stimme sagt der Kanzler konkret, dass wir in Ostdeutschland Landtagswahlen erleben, „bei denen sich manchmal bis zu einem Drittel der Wählerinnen und Wähler gerade für eine autoritäre und nationalradikale Politik entscheiden, für Populisten, die unsere freiheitliche Demokratie bekämpfen“. Das sei „verhängnisvoll”. Solche Wahlen würden Sachsen, Thüringen und Brandenburg schaden, aber auch Hessen und Bayern. Viele der 500 Teilnehmer des Festakts applaudieren.Doch Olaf Scholz belässt es nicht bei einem vermeintlichen Schaden für die Bundesländer, er steigert die Schadenswirkung ins Weltweite:
„Das schadet unserem gesamten Land, unserer Wirtschaft und unserem Ansehen in der Welt“. Scholz sprach in seiner Rede zuvor davon, wie er als junger Anwalt für Arbeitsrecht kurz nach der Wiedervereinigung nach Leipzig gekommen war, um dort Betriebsräte im Kampf um die Erhaltung von Arbeitsplätzen zu unterstützen. Er will sich scheinbar als jemand inszenieren, der aus Westdeutschland kommt und doch die ostdeutsche Perspektive versteht – um dann zu sagen: „Es wird noch viel harte Arbeit nötig sein, um diese Entwicklung zurückzudrehen“.Weiter führt er aus: „Aber an eines will ich deutlich erinnern: Die ganz große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger überall in Deutschland steht ganz fest auf dem Boden unserer freiheitlichen Ordnung.“ Es folgt tosender Applaus. „Das sind die Vernünftigen und Anständigen. Das sind die, die nicht nur motzen, sondern anpacken für unser Land. Diese Mitte ist viel größer als die Radikalen an den Rändern. Auch das vereint uns heute an diesem Tag der Deutschen Einheit“. Der „Respekt-Kanzler“ unterteilt die Menschen basierend auf ihrer Wahlentscheidung also in „Anständige“ und Unanständige, in „Vernünftige“ und Unvernünftige.