Robert Habeck will nicht Schwachkopf genannt werden und schickt die Staatsanwälte los.
Ich drücke es also freundlicher aus:
Er und die Seinen befinden sich in einer Dunkelflaute. Für Autofahrer hat er noch eine besonders trübe Überraschung parat.
Die CO2-Einsparungen in Deutschland kommen gut voran. Und auch der Fachkräftemangel wird wirksam bekämpft.
Manche Unternehmen gehen pleite, manche hören auf zu produzieren, viele werden gar nicht erst gegründet. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck. Ich möchte ihn deshalb für den Freundschaftspreis der Volksrepublik China Zhōnghuá Rénmín Gònghéguó Youyì Jiǎng (中华人民共和国友谊奖) vorschlagen. Es ist die höchste Auszeichnung der Volksrepublik China für ausländische Experten, die zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in China beitragen.
Habeck sammelte in seiner Jugend Briefmarken und spielte bis zu seinem 16. Lebensjahr Fußball beim Heikendorfer SV. 1996 legte er an der Universität Hamburg einen Magister mit einer Abhandlung zu den Gedichten von Casimir Ulrich Boehlendorff ab. Er promovierte zum Doktor der Philosophie mit einer Arbeit „zur gattungstheoretischen Begründung literarischer Ästhetizität“. Seit dem Besuch eines Schlachthofes im Jahr 2013 ist der 55-Jährige überdies Vegetarier. Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz bewegt sich seitdem am Schnittpunkt von Casimir Ulrich Boehlendorff, literarischer Ästhetizität und Brokkoli mit Kartoffelbrei.
Und über diesen tadellosen Robert Habeck gießen Staatsfeinde gerade Hohn und Spott aus, um sein Wirken als Mitglied der Noch-Bundesregierung zu erschweren. Woraufhin der Minister – von China lernen heißt siegen lernen – die Staatsanwaltschaft in Bewegung setzt. So hatte der Welt-Autor Rainer Meyer alias „Don Alphonso“ geschrieben, der Wirtschaftsminister würde „mit seiner äußeren Erscheinung in einer Ansammlung von Bahnhofsalkoholikern nicht negativ auffallen“. Habeck zog vor Gericht und dort in zweiter Instanz den kürzeren. Das Münchner Landgericht war der Meinung, es handele sich um eine freie Meinungsäußerung. Schließlich tagt man nicht in Peking, sondern in der Prielmayerstraße 7 und ist stolz auf Karl Valentin, einen Sohn der Stadt („Gut, dass Hitler nicht Kräuter heißt, sonst müsste man ihn mit ‚Heil Kräuter‘ grüßen.“)
805 Anzeigen wegen Majestätsbeleidigung
Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des AfD-Abgeordneten Stephan Brandner erstattete Habeck 805 Anzeigen gegen derartige Gefährdungen des Regierungswohls. Das Ganze erfolgt nach dem im Jahre 2021 eingeführten Paragraphen 188, gerne auch „Majestätsbeleidigungs-Paragraph“ genannt. Der ursprüngliche Paragraph 103 wurde 2018 gestrichen und Justizminister Haiko Maas sagte damals: „Der Gedanke einer Majestätsbeleidigung stammt aus einer längst vergangenen Epoche, er passt nicht mehr in unser Strafrecht“. Drei Jahre später passte der Gedanke wieder und der Paragraph feierte als Paragraph 188 pünktlich zu Ostern 2021 Auferstehung – allerdings gilt er nicht mehr für „den Schutz der Ehre von Organen und Vertretern ausländischer Staaten“, sondern für inländische Erlauchtheiten wie Robert Habeck aus der Gattung der Mimosengeflechte.
Kürzlich erwirkte der beispielsweise einen Beschluss des Amtsgerichtes in Bamberg zur Durchsuchung der Wohnung eines 64-jährigen Rentners, obwohl dessen (lediglich retweeteter, also nicht von ihm stammender sondern lediglich weitergeleiteter) Beitrag zu Habeck durchaus von einer gewissen literarischen Ästhetizität zu sein scheint. Die richterlichen Ausführungen dazu lauten wie folgt:
„Zu einem gegenwärtig nicht näher eingrenzbaren Zeitpunkt in den Tagen beziehungsweise Wochen vor dem 20.6.2024 veröffentlichte der Beschuldigte unter der Nutzung des Accounts eine Bilddatei, die eine Porträtaufnahme des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck, mit dem an den Werbeauftritt der Fa. Schwarzkopf angelehnten Schriftzug ‚Schwachkopf PROFESSIONAL‘ zeigt, um Robert Habeck generell zu diffamieren und ihm sein Wirken als Mitglied der Bundesregierung zu erschweren.“
Im Rahmen eines „Aktionstages gegen Internetkriminalität“ klingelten zwei Kriminale aus Schweinfurt den Mann morgens um 6 Uhr aus dem Bett, durchsuchten die Wohnung und beschlagnahmten den Computer des Missetäters, was ihnen irgendwie peinlich zu sein schien.
Leider hatte der renitente Rentner nicht Robert Habecks Doktorarbeit „Die Natur der Literatur” zur Hand sonst hätte er die Habeck-Häscher mit den Worten des Ministers höchstselbst konfrontieren und elegant ins Nowhere-Land schicken können.
Etwa so:
Auszug aus Robert Habeck’s Manifest
„Die Rekonstruktion der gegenwärtigen Debatten ergibt, daß die ästhetischen Potenzen der Literatur vor allen Dingen in ihrer Negation gültiger Sprach- und Weltzustände gesehen wird. Je nach medienwissenschaftlicher Couleur wird das Negativitätsparadigma der Literaturwissenschaft entweder bejaht oder verneint, nirgendwo aber in Frage gestellt.
Deshalb greifen die Überlegungen zur zeitgenössischen Mediendiskussion hinter die Fragestellungen der Gegenwart zurück und gewinnen ihre Begründungsstruktur anhand ästhetischer Theorien der Goethezeit […] dabei folgt die Interpretation dem Begriff der Vorstellung, in dessen Schatten sich die Literatur von einem Geltungsbezüge suspendierenden, begrifflosen Rezeptionsanstoß zu einer signifikantiven Struktur wandelt.“
100 Wörter für Schwachkopf
Aber auch ohne die hochintellektuelle Expertise von Dr. phil. Habeck ist die Interpretation des von ihm erwirkten Gerichtsbeschlusses nicht ganz einfach. Bezieht sich die Majestätsbeleidigung auf den Begriff „Schwachkopf“, auf das „Professional“ oder beides? Könnte man die Beleidigung beispielsweise heilen, indem man von „Schwachkopf Unprofessionel“ spricht? Oder liegt die Zumutung an der Kombination von Robert Habecks Portrait mit der Marke Schwarzkopf, die zum Henkel Konzern gehört – welcher sich aus wirtschaftlichen Gründen zunehmend aus Habeck-Deutschland verabschiedet?
Wie würde der Beschluss beispielsweise aussehen, wenn der Beschuldigte das Foto von Robert Habeck mit dem legendären Werbeslogan „Feuer, Pfeife, Stanwell“ kombiniert hätte? Die Jahresproduktion der dänischen Stanwell-Fabrik beträgt übrigens rund 100.000 Pfeifen, da kommt es auf eine mehr oder weniger nicht an.
Für den Fall dass es am Wort „Schwachkopf“ liegt, habe ich den „Open Thesaurus“ um Rat gefragt, ob er mir in der Sache vielleicht alternative Formulierungen anbieten könnte. Der Thesaurus schlägt vor: Dummkopf (Hauptform), Dämlack, Dummerjan (veraltet), Gonzo (abwertend), Halbgescheiter, Minderbemittelter, Tölpel, Armer im Geiste (bibl.) (geh.), Knallcharge (geh.), Kretin (geh., franz.), Narr (geh.) , armer Irrer (ugs.), Armleuchter (ugs.), Bekloppter (ugs.), Blitzbirne (ugs., ironisch), Blödel (ugs.), Blödi (ugs.), Blödian (ugs.), Blödmann (ugs.), Dackel (ugs., abwertend, schwäbisch), Dämel (ugs., regional), dämlicher Hund (ugs., veraltend) ,Denkzwerg (ugs.), Depp (ugs.), Dolm (ugs., österr.), Dösbaddel (ugs., norddeutsch), Döskopp (ugs., norddeutsch), Dulli (ugs.), Dummbart(el) (ugs.), dumme Nuss (ugs.), dummes Schaf (ugs.), Dummrian (ugs.), Dumpfbacke (ugs.), Dussel (ugs.), Eierkopp (ugs., norddeutsch), Eiernacken (ugs.), Einfaltspinsel (ugs.), Beschmierten (ugs., ruhrdt.), Esel (ugs.), Flachpfeife (ugs.), Flitzpiepe (ugs., abwertend), (eine) geistige Null (ugs.), geistiger Tiefflieger (ugs.), Hein Blöd (ugs., regional), Heini (ugs., veraltet), Hirni (ugs.), Hohlbirne (ugs.), (‚ne) hohle Nuss (ugs.), Hohlfigur (ugs.), Hohlkopf (ugs.), Holzkopf (ugs.), Honk (ugs.), Hornochse (ugs.), Horst (ugs.), keine Leuchte (ugs.), Klappspaten (ugs.), Knallidiot (ugs.), Knallkopf (ugs.), Löli (Lööli, Lööl, Löu) (ugs., schweiz.), Napfsülze (ugs.), Niete (ugs., fig.), Nullchecker (ugs., jugendsprachlich), Pannekopp (ugs., ruhrdt.), Pannemann (ugs.), Pappnase (ugs.), Piesepampel (ugs.), Rindvieh (ugs.), Sacklpicker (ugs., österr.), Schnellmerker (ugs., ironisch), Schwachkopf (ugs.), Schwachmat (ugs.), Spacko (ugs.), Spast (ugs., jugendsprachlich), Spaten (ugs.), Spatzenhirn (ugs.), Stoffel (ugs.), Strohkopf (ugs.), taube Nuss (ugs.), Tepp (ugs.), Todel (ugs., österr.), Torfkopf (ugs.), Torfnase (ugs., ostfriesisch), Trottel (ugs.), trübe Tasse (ugs.), Tuppe (ugs., kärntnerisch), Volldepp (ugs.), Vollkoffer (ugs., abwertend, österr.), Vollpfosten (ugs.), Zipfelklatscher (ugs., süddt.), Arschkrampe (derb), Dödel (derb), Dumpfbatz (derb), Halbdackel (derb, schwäbisch, stark abwertend), Idiot (derb), Lapp (derb, österr.), Spasti (derb), Vollidiot (derb), Vollspast (derb), Volltrottel (derb)“.
So wie es bei den Inuit angeblich 100 Wörter für „Schnee“ gibt, bietet das Deutsche 100 Wörter für „Schwachkopf“, was die große Vielfalt des Deutschen und seine Eignung für literarische ästhetische Angelegenheiten einmal mehr beweist. Es ist allerdings nicht klar, welche dieser bunten und vielfältigen Begriffe unter den Majestätsbeleidigungs-Paragraphen fallen und welche von der Meinungsfreiheit gedeckt sind. Ich möchte die Bundesregierung daher dazu auffordern, eine Positivliste zu erstellen, um dem Volke Rechtssicherheit bei der Beurteilung ihrer Mitglieder herzustellen. Alles, was dort nicht aufgeführt ist, darf dann nicht mehr gesagt, gemeint oder geschrieben werden.
„Berlin, Windstärke 5, das Haar sitzt, Drei Wetter Taft“
Bis dahin empfehle ich Formulierungen wie: „Dr. phil. Robert Habeck befindet sich in einer Dunkelflaute“. Dies ist – zumindest für die vergangenen Wochen eine meteorologische Tatsache, genau wie die Feststellung, dass unser gesamtes Land inklusive Solarzellen und Bundesregierung immer mal wieder unterbelichtet ist. Aber Obacht, gestern kam die Sonne wieder raus und der Wind drehte, dadurch könnte eine solche Formulierung als Metapher zur Delegitimierung des Staates herangezogen werden. Es ist künftig also nicht nur darauf zu achten, was man sagt, sondern auch bei welchem Wetter man es sagt.
An dieser Stelle kommt nun schon wieder die Firma Schwarzkopf ins Spiel. Ältere Semester erinnern sich vielleicht noch an deren ebenfalls kultige Fernsehwerbung: „Berlin, Windstärke 5, das Haar sitzt, Drei Wetter Taft“. An die musste ich spontan denken, als ich ein Post-Ampel-Bewerbungsvideo auf Twitter sah, das unseren Wuschel-Vegetarier am Küchentisch zeigen soll. Dabei brummt er einen Song von Herbert Grönemeyer „Zeit, dass sich was dreht“.
Mir fiel beim Betrachten der Szene sofort das Wort „Brummkreisel“ ein, ich bin aber nicht sicher, ob diese Zuschreibung nicht ebenfalls als Majestätsbeleidigung gewertet werden kann. Andererseits: Der Brummkreisel produziert laut Wikipedia bei der Rotation um die eigene Achse einen summenden Ton – und das ist exakt das, was auf diesem Video zu sehen ist. Ich kann allerdings selbst nicht singen, warum ich diesbezüglich nicht über Habeck herziehen möchte. Dafür kann der weder schreiben noch rechnen, ersteres wird in dieser Leseprobe seines Standardwerkes „Ruf der Wölfe“ deutlich, letzteres bei der Lektüre der diversen Vorschläge zum Bundeshaushalt („Ruf der Pleite“).
„Manche brauchen eine Angsttheraphie wegen Trump, ich wegen Habeck“
Herbert Grönemeyer war offenbar sogar der Ansicht, dass Habeck noch nicht einmal singen kann, oder es zumindest mit seinen Hits sein lassen sollte, denn er untersagte ihm genau wie der CDU die Nutzung seines Liedes. Die Herrschaften sollen sich bei jungen Wählern und Wählerinnen mit was anderem ranwanzen. Oh, oh „Ranwanzen“, ist ein gefährliches Wort. Da erklingt in meinem Hörgerät sofort Falco: „Dreh‘ dich nicht um, schau, schau, der Kommissar geht um. Er wird dich anschau’n und du weißt warum“. Ich empfehle daher bei Kommentaren über Robert Habeck die gesamte sprachliche Lieferkette lückenlos zu prüfen, und das Wort „Ranwanzen“ gegebenenfalls durch „Anbiedern“ zu ersetzen. Es sei denn, man ist Elon Musk und darf Narren schlicht Narren nennen.
Habeck hat auf dem Küchentisch in seinem abhanden gekommenen Video ein Papier liegen, auf dem er mit einem Stift konzentriert unterstreicht und einkreist. Spielt er Schiffe versenken? Ist es seine Steuererklärung, die Liste der 805 Strafanzeigen oder ein Rezept für knusprigen Ofentofu Süsssauer?
Möglicherweise arbeitete er auch an einer Rede, die er vor dem Kongress der Deutschen Energie-Agentur hielt. Habeck will nämlich auch Verkehrsminister sein und kündigt die Überwachung autonomer Autos an: „Wenn nachher millionenhaft Autos auf der Straße sind, die Augen und Ohren haben, die Stadtbilder sehen, die die Menschen scannen und die per Remote Control kontrolliert werden können, dann würde ich gerne wissen, wer den Remote-Knopf in der Hand hat.“ Nämlich: Dreiwetter-Taft-Robert. Aus „wohlverstandenem Eigeninteresse“ sollte die Regierung und der Sellerie-Verbrenner aus Kiel „Zugriff auf die Steuerungskapazitäten haben“.
Ein Autor der Berliner Zeitung bringt Habecks Allmachts-Allüren mit einer beneidenswerten Titelzeile auf den Punkt: „Manche brauchen eine Angsttheraphie wegen Trump, ich wegen Habeck.“ Wer sich ein bisschen gruseln will muss nur den letzten Teil von Habecks Pateitagsrede vom Freitag dieses Wochenendes anschauen, Sportpalast für Grüne gewissermaßen.
Ich bin allerdings zuversichtlich, dass die Quintessenz der Schwarzkopf Haarexpertise bei der Rotation um die eigene Achse sehr bald aus der Kurve getragen wird. Sabine, die diese Kolumne wie fast immer gegengelesen hat und in Solingen aufgewachsen ist, meinte jedenfalls in klassischer Ruhrpott-Diktion: „Oh wie schön ist Afrika“.
Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com. Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.
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