Gegen den Wählerwillen!
In Österreich ist die Entscheidung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, den FPÖ-Vorsitzenden Herbert Kickl trotz des Wahlsieges von den Koalitionsverhandlungen auszuschließen und stattdessen ÖVP-Chef Karl Nehammer mit der Regierungsbildung zu betrauen, äußerst umstritten.
Dieses Vorgehen erinnert stark an ähnliche politische Situationen, wie etwa in Thüringen, wo Koalitionen gebildet wurden, um die stärkste rechte Partei zu verhindern, was auch hier als eine „Koalition der Verlierer“ kritisiert wird.
Vergleich mit Thüringen und Österreich
In Thüringen kam es zu einer ähnlichen Dynamik: Die AfD als stärkste Partei wurde von den Regierungsverhandlungen systematisch ausgeschlossen, weil die etablierten Parteien eine Zusammenarbeit mit der rechten Partei ablehnten. Die daraus resultierende „Koalition der Verlierer“, wie es von Kritikern bezeichnet wird, formierte sich aus Parteien, die weniger Stimmen als die AfD erhielten, um die politische Führung der Rechten zu verhindern. Ähnlich sieht die Lage in Österreich aus: Herbert Kickls FPÖ gewann die meisten Stimmen, jedoch lehnten die anderen Parteien eine Koalition mit ihm kategorisch ab. Van der Bellen erklärte, dass er keinen Regierungsbildungsauftrag an die FPÖ erteilt habe, weil Kickl keinen potenziellen Koalitionspartner finde, der bereit sei, ihn zum Bundeskanzler zu machenDies wirft die Frage auf, inwieweit der „Wählerwille“ respektiert wird, wenn die stärkste Partei politisch isoliert bleibt.
Argumente für und gegen den Ausschluss der FPÖ
Pro-Ausschluss:
- Stabilität der Regierung: Van der Bellen argumentiert, dass Österreich eine stabile und handlungsfähige Regierung brauche. Da keine der anderen Parteien mit der FPÖ koalieren möchte, sei eine Regierungsbildung unter Kickl unmöglich. Diese Entscheidung wird als pragmatisch angesehen, um das Land regierungsfähig zu halten und politische Blockaden zu verhindern
- Extremistische Positionen: Viele Gegner der FPÖ argumentieren, dass die Partei unter Herbert Kickl zunehmend radikale Positionen vertrete, die mit den Werten der anderen Parteien nicht vereinbar seien. Der Ausschluss sei daher eine notwendige Maßnahme, um den demokratischen Grundkonsens zu bewahren.
Kritik am Ausschluss:
- Missachtung des Wählerwillens: Kritiker sehen in dieser Entscheidung eine klare Missachtung des Wählerwillens. Die FPÖ hat als stärkste Partei das Mandat, eine Regierung zu bilden, und es wird als undemokratisch angesehen, die stärkste Partei einfach zu ignorieren, nur weil ihre politischen Ansichten nicht mit denen der anderen übereinstimmen
- Koalition der Verlierer: Der Ausdruck „Koalition der Verlierer“ wird verwendet, um darauf hinzuweisen, dass Parteien, die weniger Stimmen erhalten haben, sich gegen die stimmenstärkste Partei zusammenschließen, um diese von der Macht fernzuhalten. In diesem Fall wird argumentiert, dass die ÖVP und SPÖ eine Koalition eingehen, obwohl sie nicht den Wählerauftrag haben, die führende Kraft zu sein.
- Langfristige Destabilisierung: Kritiker warnen, dass der Ausschluss der FPÖ und ihrer Wähler langfristig zu einer zunehmenden Polarisierung und Entfremdung führen könnte. Dies könnte letztlich die Unterstützung für die FPÖ weiter stärken, da viele Wähler sich nicht repräsentiert fühlen