Dialog mit einem freiwillig Unfreien

Die Anst vor der Realität oder auch Scheuklappen

Dialog mit einem freiwillig Unfreien:

„Äh – Du hast zwei Augenklappen vor den Augen. Da kannst Du ja gar nix sehen“

„Die Autoritäten sagen mir, wie die Welt ist, was ich tun muss und wo ich mich hin bewegen darf. Das reicht mir. Die haben mir auch gesagt, dass Augenklappen abnehmen nicht möglich ist und dass die, die das behaupten Verschwörungstheoretiker sind“

„Also Du hast die Augenklappen noch nie abgenommen und noch nie gesehen, was da draußen wirklich ist?“

„Da draußen ist nicht anderes. Ich sehe ja nix. Und wenn ich es nicht sehe, kann da auch nix sein“

„Wie willst Du etwas sehen, wenn Du Augenklappen auf hast“

„Die Autoritäten haben mir gesagt, was da ist und das ist dann so. Und wer was anderes behauptet ist ein Aluhut“

„Und Du bist noch nie auf die Idee gekommen, die Augenklappen mal abzunehmen und selber zu schauen?“

„Was soll ich selber schauen, da gibt es nix zu sehen. Wenn da was wäre, hätten die es mir doch gesagt.“

„Also die, die Dir gesagt haben, dass Du die Augenklappen auf behalten sollst haben Dir auch gesagt, dass da nix ist. Könnte da ein Zusammenhang bestehen?“

„Siehst Du – das haben sie mir auch gesagt. Jemand der solche Fragen stellt ist ein Verschwörungstheoretiker, Rechtsextremer und Aluhut.“

„Hast Du nie Lust gehabt mal selber nachzuschauen?“

„Nein, was alles was ich dann sehen würde, wären Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker.“

„Woher willst Du das wissen?“

„Das ist doch allgemein bekannt. Das haben Lesch, Till Schweiger, Campino und Dunja Hayali gesagt und die müssen es doch wissen.“

„Und hältst Du mich auch für einen Rechtsradikalen oder Verschwörungstheoretiker?“

„Ich weiß nicht – ich will lieber nicht darüber reden“

„Worüber willst Du denn reden?“

„Über was Nettes. Vielleicht über das, was im Moment so alles Positives passiert. Wir haben ja jetzt alle so viel Zeit und es ist ja auch nicht schlimm, mal ne Zeit zuhause zu verbringen.“

„Und wenn ich jetzt sage, dass ich nix positives daran finde, zuhause eingesperrt zu sein und aus Zwang nicht mehr raus darf?“

„Das kann doch nicht so schwer sein, da muss man sich halt mal zusammen reißen.“

„Also es ist Dir egal, wie es mir damit geht?“

„Eigentlich will ich darüber nicht reden.“

„Worüber möchtest Du denn reden?“

„Ich weiß nicht.“

„Also lass mich mal zusammen fassen: Du hältst mich für einen Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretiker, willst aber nicht darüber reden. Du hörst, dass es mir scheiße geht, willst aber nicht drüber reden. Du bist auf beiden Augen blind, willst aber nicht sehen.“

„So kann man das aber jetzt nicht sehen“……………

Beitrag von Dirk Hüter

Bild: Unsplash – jeremy-lishner