Freiburg und der Kampf mit und um die Windenergie

Im grünen “Musterländle” Baden-Württemberg werden die Kritiker eines ausgedehnten Ausbaus der Windenergie immernoch um mit wachsender Begeisterung als Ewiggestrige abgetan.

Doch sind ihre Bedenken gerechtfertigt?

Welche Argumente stehen dabei im Fokus?

Eine Reportage aus dem Schwarzwald.

In Au scheint die Windkraft bereits gesiegt zu haben. Entlang der Hauptstraße säumen gut zwei Dutzend Pro-Plakate den Weg. Die kleine Gemeinde in der Nähe von Freiburg soll über neue Standorte für Windkraftanlagen abstimmen.

Das Klimaschutznetzwerk Hexental spricht sich dafür aus und wirbt für die Vorteile:

“Windenergie bedeutet Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Verantwortung.”

Die Gegner die Bürgerinitiative AU hängen zwar teilweise an derselben Laterne, sind jedoch deutlich in der Minderheit:

“Für Landschafts- und Naturschutz, attraktive Naherholung, naturnahen Tourismus und gute Nachbarschaft.”

Dazwischen hängen Plakate des Bundesverbands der Windenergiebranche:

“Du kannst auch Kohlestrom nehmen. Ist dann aber halt dreckig.”

Oder:

“Ökospinner? Realisten!

Der Klimawandel ist real. Erneuerbare Energien bedeuten Klimaschutz.”

Auch in Wittnau, einem benachbarten Dorf, wird über das Thema abgestimmt. Bürgermeister Kindel betont in der Informationsbroschüre, die den Anwohnern zusammen mit dem Wahlzettel zugestellt wurde, dass es

“klar ist, dass über ein solch polarisierendes Thema die Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde in die Grundsatzentscheidung einbezogen werden müssen”.

Unterwegs zur “100-Prozent-Erneuerbaren-Energien-Region”

Die Windkraft dominiert die Agenda im Südschwarzwald.

Die “Allianz für werteorientierte Demokratie” lädt gemeinsam mit der Gemeinde Merzhausen zu einem “Klimagespräch” ein.

Merzhausen grenzt im Süden an Au und im Norden an den Freiburger Stadtteil Vauban, bekannt für sein international renommiertes Nachhaltigkeitskonzept.

Die Resonanz ist enorm, die Veranstaltung ist laut der Webseite ausgebucht, nur noch Restplätze vor Ort sind verfügbar.

Wer es in den großen Saal schafft, kann sich mit veganen Häppchen und Bio-Saftschorle stärken. 16 Informationsstände verteilen sich im Saal:

regionale Ökostromanbieter, Neuigkeiten zu Balkonkraftwerken – Mini-Photovoltaik-Anlagen, die nur noch an die Steckdose angeschlossen werden müssen – oder Tipps für PV-Anlagen auf Mehrfamilienhäusern.

In der Mitte des Saals sitzt ein Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland.

Auch junge Aktivisten von Fridays For Future und der Letzten Generation suchen das Gespräch.

In einer Ecke neben der Bühne hat das Klimaschutznetzwerk Hexental einen Stand.

Daneben steht die Ökostromgruppe, die ein mannshohes Modell eines Windrads mitgebracht hat. Auf den Tischen liegen Zettelchen mit Beispiel-Fragen:

“Wie kann ich mich finanziell an einer Windkraftanlage beteiligen?”

Für den Taubenkopf, einen Berg in der Region, gibt es drei verschiedene Investitionsmodelle von 1.000 bis 25.000 Euro, mit Laufzeiten von 6, 12 oder 18 Jahren.

Die Bühne bleibt an diesem Abend leer. Moderatorin Marina Leibfried steht lieber davor, auf einer Ebene mit den Gästen.

Die Technik ist professionell, der Ton gut, die Stimmung wohlwollend. Vor der Tür warten noch fünfzehn Personen. Es gibt ein paar freie Plätze, und die Leute dürfen eintreten.

Los geht’s! Das Klimagespräch sei “eine direkte Konsequenz aus den Empfehlungen des Bürgergutachtens”, erklärt Leibfried. Im Jahr 2022 hatte es einen interkommunalen Bürgerrat in der Region gegeben.

Nach fünf Sitzungen gab er 48 Empfehlungen auf dem Weg zu einer “100 Prozent Erneuerbaren Energien Region” ab.

Leibfried nennt drei Beispiele.

Beim ersten geht es direkt um Windkraft. Knapp 90 Prozent empfehlen, “dass alle ausgewiesenen Flächen im Windatlas sofort genutzt werden”.

Die Kommunen müssten darauf hinwirken, “dass Planungs- und Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden”.

“Einheitliche Stimme der Wissenschaft”

Auch zwei Vertreter des Bürgerrats teilen ihre Eindrücke aus dem Empfehlungsprozess.

“Die Wissenschaft hat mit einer Stimme gesprochen”, betont Carola Sauerland.

Der Klimawandel sei bereits im Gange.

Seitdem beschäftige sie sich intensiver mit ihrem persönlichen CO2-Fußabdruck, da sie ihren Kindern eine bessere Welt hinterlassen wolle.

Den geplanten Bau von zwei Windkraftanlagen in ihrer Heimatgemeinde Stegen betrachtet sie als “ein tolles Geschenk, ich habe mich sehr darüber gefreut”. Wolfgang Eberhardt ist überzeugt, dass der Klimawandel bewältigt werden kann, “wenn alle mitmachen”.

Er merkt jedoch an, dass die Presse zunehmend problematisch sei,

“oftmals gibt es Fake News”.

Es sei wichtig, Wege zu finden, um die Gegner zu überzeugen. Moderatorin Leibfried hat Schwierigkeiten, den Zeitplan einzuhalten, und einige im Saal kichern darüber.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Hannah Kegel spricht im Namen der Gastgebergemeinde (Bündnis 90/Die Grünen).

Auf der Leinwand steht: “Was hat der Klimabürger:innenrat bewirkt?” Kegel antwortet:

“Zunächst hat er zu einem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats Merzhausen zum Ausbau der Windkraft geführt. Wir werden alle Windkraftstandorte im Hexental unterstützen.”

Applaus brandet auf. Eine weitere Konsequenz sei die “erneute Diskussion aller potenziellen Windkraftstandorte”.

Obwohl Merzhausen selbst keine niedrigen Windkraftstandorte hat, möchte die Gemeinde auf andere Weise dazu beitragen.

Dies passt zur Windkraft- und Solaroffensive, die vom Freiburger Gemeinderat initiiert wurde. “Bis 2030 soll die Windkraftproduktion verzehnfacht und die Solarenergie verfünffacht werden.”

Das Publikum ist vielfältig an diesem Abend.

Es besteht hauptsächlich aus der Baby-Boomer-Generation, aber auch aus jüngeren Altersgruppen, einigen Familien und ein paar Studenten.

Die Einladung erfolgte im gesamten Hexental, entweder mit persönlichen Anschreiben oder mit Postkarten in den Briefkästen.

Die Anwesenden aus Merzhausen und den Nachbargemeinden halten sich ungefähr die Waage und hören interessiert dem kurzen Vortrag zu.

Danach besuchen sie die Informationsstände.

Der Vertreter der Ökostrom Erzeugung Freiburg GmbH wirbt:

“Sprechen Sie mich gerne an, dann erfahren Sie von mir den Termin der nächsten Sprengung.”

Das weckt Interesse.

Keine weiteren Windkraftanlagen am Schauinsland”

Entlang der Straße, wo das Kappeler Tal beginnt, prangt ein großes Schild:

“UNESCO Biosphärengebiet Schwarzwald”.

Freiburg beheimatet mehrere solcher Seitentäler, die vom Stadtzentrum aus in etwa zwanzig Minuten mit dem Auto erreichbar sind.

Hier soll ebenfalls ein Windpark entstehen. Ein großes Transparent über dem Bach entlang der Hauptstraße ruft laut:

“Keine neuen Windräder am Schauinsland!”

An diesem Ort findet ein Treffen mit Daniela und Thorsten Werle statt.

Das Ehepaar setzt sich bereits seit geraumer Zeit für den Naturschutz in der Region ein. Hinter ihrer Haustür stehen Gemüsekisten einer solidarischen Landwirtschaft.

“Ich habe immer angenommen, dass alles von den Behörden geprüft wird”, erklärt Daniela Werle.

“Oftmals beschäftigt man sich erst damit, wenn man selbst betroffen ist.”

Das böse Erwachen komme meist erst, “wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.”

Sie wählt ihre Worte mit Bedacht, und persönliche Betroffenheit schwingt in ihrer Stimme mit.

Die Finanzwirtin engagiert sich gemeinsam mit ihrem Mann beim Verein

“Unser Schauinsland”, der 2018 gegründet wurde, unter anderem als Reaktion auf zwei geplante Windkraftanlagen am nahe gelegenen Taubenkopf, gut 400 Höhenmeter unterhalb des Hausberggipfels von Freiburg.

Beide sind grundsätzlich nicht gegen Windkraft.

Photovoltaik und Wind könnten eine gute Kombilösung darstellen, sagen sie.

Allerdings müsse dafür ausreichend Wind vorhanden sein.

“Ohne Subventionen würde kein Unternehmen hier Windräder bauen”

betont Daniela.

Es sei ein neuer Markt entstanden, “der Wind aber reicht nicht aus”. “Erneuerbar”, fügt Thorsten Werle hinzu und macht Anführungszeichen mit den Fingern, “sind daher vor allem die Anlagen, wenn nach Ablauf der Förderungen durch das sogenannte Repowering neue Anlagen gebaut werden.”

Im September 2023 wurde das erste von zwei Windrädern auf der Holzschlägermatte, einen Bergkamm weiter, gesprengt, um Platz für ein größeres Windrad zu schaffen.

Diese Sprengung markierte eine Premiere in Baden-Württemberg. Bereits während des Baus im Jahr 2003 sorgte die Anlage für einen monatelangen Schlagabtausch zwischen dem damaligen Freiburger Oberbürgermeister Salomon (Grüne) und Ministerpräsident Teufel.

Der Christdemokrat erwog sogar, die Baugenehmigung zu widerrufen und sprach von einer Verspargelung der Landschaft. Windräder, die in den Nullerjahren gebaut wurden, erhielten in der Regel eine Förderung von 20 Jahren, während die Förderdauer bei neueren Windrädern je nach Typ zwischen 20 und 25 Jahren liegt.

“Windräder haben im Schutzgebiet nichts zu suchen”, betont Thorsten Werle und erinnert sich an die spürbare Erschütterung der Sprengung bis ins Kappeler Tal.

Als Diplom-Mineraloge, eine Kombination aus Geologe und Chemiker, beunruhigt ihn besonders, dass der Schutt über den Winter der Witterung ausgesetzt war, vor allem angesichts des Standorts oberhalb eines Wasserschutzgebietes.

“Bei Regen kann das alles ins Grundwasser einspülen”, warnt er besorgt.

Seine Frau Daniela ergänzt, dass Windräder in Naturschutzgebieten fehl am Platz seien. Ihrer Meinung nach sollten sie eher entlang von Autobahnen oder in Industriegebieten errichtet werden.

Sie hinterfragt den Nutzen solcher Eingriffe, insbesondere angesichts des geringen Energiegewinns. Darüber hinaus beunruhigt sie die potenzielle Gesundheitsschädigung für Mensch und Tier sowie die Lärmbelästigung.

Sie kritisiert die Kahlschläge und spricht von einer “Zerstörungswut” und einer “Biodiversitätskrise”.

Die Folgen seien außer Kontrolle geraten, und die Ökosystemleistungen der Wälder würden beeinträchtigt.

“Der Wald verliert seine kühlenden und wasserspeichernden Eigenschaften”, warnt sie und bezeichnet die Situation als “ein Fass ohne Boden”.

“Wenn man Kritik äußert, wird schnell behauptet, man sei unreflektiert oder uninformiert”, betont Thorsten Werle.

Er bemängelt, dass viele Themen zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, wie beispielsweise die Wegeverdichtung und deren Auswirkungen auf den Grundwasserabfluss.

Auch die Folgen für Erholung und Tourismus würden oft vernachlässigt. Werle beklagt, dass die Behörden wegsehen und seine Schreiben ignoriert werden. Statt dessen werde überall für Windkraft geworben, sogar bei den Kindern.

Kopfschüttelnd zeigt er ein Kinderbuch des Energieversorgers Badenova mit dem Titel “Die kleine Windböe Bo”.

“Seit fünf Jahren bestimmen diese Themen unsere Freizeit”, fügt Werles Frau hinzu. Trotz der Herausforderungen wollen sie weiterhin aktiv bleiben, vor allem für ihre Kinder.

Ihnen geht es um Generationengerechtigkeit und den Schutz der Biodiversität. Sie möchten etwas hinterlassen, auf das man stolz sein kann. Nach fast vier Stunden Gespräch hat man den Eindruck, dass noch nicht alles gesagt ist. “Das Thema ist äußerst komplex. Aufklärung ist entscheidend, und es ist wichtig, sich zu engagieren.

Denn die Natur kann nicht für sich selbst sprechen. Wenn sie könnte, würde sie schreien”, resümiert Werle abschließend.

Fremdkörper im Wald

Ein neuer Schauplatz: das Wiesental im Südschwarzwald. Schon bei der Anfahrt stößt man auf große Plakatwände mit dem Slogan:

“Gestalte die Energiewende mit”.

Der örtliche Verein für erneuerbare Energien ist präsent.

Auf dem Weg durch grüne Täler begleitet oft ein Wildbach die Straße.

Es herrscht Schwarzwaldidylle, wie man sie aus dem Fernsehen kennt.

Einmal bietet sich sogar ein Blick auf die Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Von Andreas Lang und Christine Alewells Wohnzimmer aus reicht der Blick bis in die Schweiz.

Nur zwanzig Kilometer entfernt verläuft der Rhein und mit ihm die Landesgrenze.

Beide sind groß und imposant.

Das Wohnzimmer im renovierten Schwarzwaldhof strahlt Gemütlichkeit aus, und es gibt frischen Kaffee.

Lang, promovierter Biologe, führt ein freiberufliches Gutachterbüro und unterrichtet an der Universität Basel. Als Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Lörrach im Naturschutzbund (NABU) legte er Widerspruch gegen die Genehmigung der Windkraftanlagen am Taubenkopf ein.

Der Widerspruch wurde jedoch abgelehnt, und das mit “fachlich unhaltbaren Begründungen”, wie er etwas verwundert feststellt.

Lang ist es gewohnt, dass seine Expertise von den Behörden in Frage gestellt wird.

“Es wird ein bestimmtes Bild von uns gezeichnet: Wir vom NABU sind nur gegen Windkraft”, erklärt er. Sogar der Vorwurf, ein “Atomstromlobbyist” zu sein, wurde ihm schon gemacht. “Dabei bin ich eindeutig für erneuerbare Energien. Aber nicht um jeden Preis.”

Christine Alewell, seine Frau, Professorin in Basel, hat mit ihren Studenten nachgewiesen, dass beim Bau einer Windkraftanlage am nahen Glaserkopf mit Schwermetall belasteter Fremdboden eingetragen wurde.

„Laut Bundesbodenschutzgesetz ist das verboten, weil es für eine erhebliche Anreicherung von Schadstoffen im Waldboden sorgt, hier besonders durch Arsen.“

Die Schweiz sei da in der Umsetzung der Bodenschutzgesetze auf Baustellen sehr viel weiter.

„Ich habe dann die zuständige Stelle im Umweltreferat des Landratsamts Lörrach per Email informiert.

Die Antwort war abwiegelnd und frech, als könnte ich Unter- und Oberboden nicht unterscheiden.

Seit 30 Jahren forsche und lehre ich als Bodenkundlerin!

Unternommen wurde nichts.“

Sie verlässt immer mal wieder den Raum, Videotelefonate.

Lang betreut Beobachtungsprojekte für geschützte Vogelarten.

Beim Rotmilan-Monitoring werden Nistplätze gesucht, um den Bestand zu überwachen und die Horste zu schützen. Wird eine bestimmte Anzahl an Horsten in der Nähe eines geplanten Windkraftstandorts gefunden, muss ein ausführlicheres Prüf- und Genehmigungsverfahren durchgeführt werden.

„Der Standort steht dann eventuell auf der Kippe.“ Unter Langs Leitung wird auch ein Citizen Science Projekt zum Rotmilan im Biosphärengebiet Schwarzwald durchgeführt.

Dabei wurden mehrere Rotmilan-Horste im Umkreis des Taubenkopfes gefunden und dokumentiert. Die finanzielle Förderung vom Regierungspräsidium Freiburg wurde 2020 gestrichen. Der zeitliche Zusammenhang mit dem geplanten Windkraftausbau sei „schon auffällig“ gewesen, sagt Lang und stellt einen Teller mit Keksen auf den Tisch.

Seitdem finanziert der NABU-Kreisverband Lörrach unter Beteiligung von etwa 15 Ehrenamtlichen das Rotmilan-Monitoring. Normalerweise beauftragt der Windkraftprojektierer selbst ein Gutachterbüro für die Umweltverträglichkeitsprüfung.

Nicht so hier.

„Wir finden normalerweise mehr als die Gutachter.“

Lang hebt die Hände:

„Das sind nicht notwendigerweise Gefälligkeitsgutachten. Die müssen auch wirtschaftlich arbeiten.“

Die im Gelände investierte Zeit sei eben ein entscheidender Faktor.

Er seufzt.

„Manchmal wollen die aber auch nicht mehr finden.“

Schließlich gehe es ja auch immer um Folgegutachten.

„Unmoralische Angebote habe ich auch selber schon bekommen.“

Besser wäre es, die Auftraggeber würden in einen unabhängigen Fonds einzahlen, aus dem die Gutachten dann finanziert würden.

Dadurch würde die Verbindung zwischen Auftraggeber und Gutachter gekappt.

„Aber dieser Vorschlag der Naturschützer verhallt seit Jahren ungehört und ohne Konsequenzen.“

Lang erzählt auch von Verbandelungen zwischen Unternehmern und Umweltbehörden.

Einen Tag, nachdem ein Rotmilanhorst am Taubenkopf gemeldet wurde, stand der Geschäftsführer der Freiburger Ökostrom GmbH unterm Nistbaum.

Es gibt Fotos.

„Das hat schon ein Gschmäckle.“
„Tunnelblick auf CO2-Emissionen“
„Durch das Osterpaket von Habeck sind Naturschutzbestimmungen geändert worden – mit dem Federstrich eines grünen Ministers“

, sagt Andreas Lang.

Gemeint sind Energiegesetze, die Ostern 2022 geändert worden waren um den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen.

„Der Blickwinkel auf Umweltfragen hat sich unvorteilhaft verengt.“

Lang spricht von einem

„Tunnelblick auf CO2-Emissionen“.

Er weiß um die Brisanz des Themas und wählt seine Worte mit Bedacht:

„Viel größer als die Klimakrise ist die Biodiversitätskrise.“

Es gebe einen dramatischen Rückgang der Artenvielfalt, so hoch wie seit über 60 Millionen Jahren nicht mehr.

„Jedes Jahr verschwinden weltweit schätzungsweise Tausend Tierarten für immer, Tendenz steigend. Wir graben uns die Lebensgrundlage ab.“

Der Klimawandel wirke dabei durchaus als Brandbeschleuniger, gravierender sei jedoch der Lebensraumverlust für viele Arten.

Er und seine Frau stellen in Frage, dass Windräder in Waldgebieten einen übergeordneten Wert für den Natur- und Umweltschutz haben, zumal in einem Schwachwindgebiet.

Man müsse stattdessen „alles vermeiden, was zur Verschärfung der Biodioversitätskrise beiträgt.“

Der Schwarzwald ist „eine der letzten relativ naturnahen großflächigen Regionen Deutschlands.“

Ein Refugium für geschützte Arten. Viele Tiere seien auf solche großen Flächen angewiesen.

„Durch Windkraftanlagen werden diese Flächen fragmentiert.“

Und dann ist da noch der Rotmilan, natürlich.

„Windkraft ist gefährlich für Greifvögel, das ist zigfach bewiesen.“

Fledermäuse müssten nicht einmal mit den Rotoren kollidieren.

Druckunterschiede in der Luft und der Windsog könnten ein Barotrauma erzeugen.

„Dabei zerreißt es die inneren Organe wie Lunge und Leber.

Die Tiere sind nicht immer sofort tot, sondern verenden langsam.“

Durch Bau und Betrieb der Anlagen würden Flächen gerodet und es gingen Habitate verloren, breite Zufahrtsstraßen würden verdichtet.

Christine Alewell:

„Der Wald wird zur Industrielandschaft.“

Das Verständnis von Umweltschutz habe sich gewandelt.

„Die Windkraftindustrie hat es geschafft, sich als Weltenretter darzustellen.“

Die Windkraft als moralisches Argument um Natur zu zerstören.

Es gibt eine richtige und eine falsche Seite, dabei wird verschwiegen, dass damit auch viel Geld verdient wird.“

Es sei zwar legitim, Kritik zu üben, auch ohne Alternativvorschläge zu machen, Lang tut dies dennoch.

Er spricht über Photovoltaik auf – wichtig – „bereits versiegelten“ Flächen.

Hier gebe es viel Potential. „Es ist außerdem unerlässlich, Energie- und Ressourcennutzung zu reduzieren, denn grünes Wachstum gibt es nicht.“

Einige Wochen später, im Zentrum der Green City Freiburg, befindet sich eine Hotellobby nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt.

Die Atmosphäre wirkt etwas steril, während auf den großen Bildschirmen stumm CNN läuft und eine Mischung aus Pop- und Fahrstuhlmusik aus den Lautsprechern quillt.

An einem ruhigen Tisch abseits des Trubels sitzt Werner Wojtaschek von der Landschafts- und Naturschutzinitiative Schwarzwald, kurz: LANA.

Der Verein besteht seit 22 Jahren und finanziert sich durch Spenden sowie die Beiträge einiger Hundert Mitglieder.

Die Unabhängigkeit von staatlicher Einflussnahme sei für sie von höchster Bedeutung, erklärt Wojtaschek, denn so könnten sie auch Themen angehen, die nicht jedem gefallen mögen.

Seit 2019 ist der Verein vom Umweltministerium Baden-Württemberg als Umweltvereinigung anerkannt, was erforderlich ist, um ein Klagerecht zu erlangen. In den 1970er Jahren hatten Umweltschützer kaum Mittel, sich gegen unerwünschte Entwicklungen zu wehren, betont der ehemalige Wirtschaftsjurist.

“Dafür braucht es einen Rechteinhaber”, erklärt er.

“Tiere können dies beispielsweise nicht für sich beanspruchen.”

Das Verbandsklagerecht wurde eingeführt, um der Natur eine Stimme zu geben. Doch seit Jahren beobachtet Wojtaschek, wie diese Rechte immer weiter eingeschränkt werden.

“Wirtschaftliche Interessen”, sagt er.

“Außerdem behauptet der Gesetzgeber mittlerweile, der Ausbau erneuerbarer Energien diene dem überragenden öffentlichen Interesse und der öffentlichen Sicherheit.”

Dies führe dazu, dass das sorgfältige Abwägen verschiedener Belange in Genehmigungsverfahren zunehmend vernachlässigt werde.

“Diese Entwicklung begegnet uns in Genehmigungs- und Gerichtsverfahren”

, fügt er hinzu.

Notverordnungen der EU zur Förderung erneuerbarer Energien setzten Regelungen zum Artenschutz vorübergehend außer Kraft und “hebeln sie damit erst einmal aus”.

Dennoch sehe auch die von Deutschland akzeptierte EU-Biodiversitätsstrategie vor, bis 2030 30 Prozent der Landesfläche unter Schutz zu stellen.

“Wenn ich Flächen für Windkraft reservieren möchte und dabei wichtige Lebensräume zerstöre, sollte ich doch zuerst schauen, woher ich diese Flächen bekomme, je nach Schutzbedürfnis”

betont Wojtaschek. Er plädiert dafür, achtsam mit der Umwelt umzugehen und betont, dass wir nur ein kleiner Teil der Schöpfung sind. Seine Gelassenheit strahlt dabei Ruhe aus.

Bezogen auf Häusern in der Nähe des Schluchsees hat die Landschafts- und Naturschutzinitiative Schwarzwald (LANA) vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) Klage gegen den Bau von Windrädern eingereicht.

Ihr Argument:

Ein Korridor für Auerhühner würde dadurch vollständig entwertet.

“Nach der mündlichen Verhandlung hatten wir den Eindruck, dass es gut lief”, sagt ein Vertreter von LANA.

Doch am nächsten Tag wurde die Klage abgewiesen. Seit November wartet die Organisation auf die schriftliche Begründung.

“Wir halten vieles für unzulässig”, fügt er hinzu.

Möglicherweise liege sogar ein “Verstoß gegen europäische Verträge” vor.

Früher sei es möglich gewesen, per Eilverfahren Aufschub zu erreichen.

“Das ist jetzt – wenn überhaupt – nur noch vor Gericht möglich”, bedauert der Vertreter.

Ministerpräsident Kretschmann betone zwar, dass der Rechtsweg offen sei. Doch was bedeute das heute? Früher habe es ein Widerspruchsverfahren gegeben, gefolgt von einer ersten Instanz vor dem Verwaltungsgericht.

Jetzt müsse man jedoch direkt vor den VGH ziehen.

“Dort herrscht Anwaltszwang. Dadurch sind die Kosten enorm gestiegen”, erklärt er.

Um ihr Recht auf rechtliches Gehör durchzusetzen, müsse man heute “eine Menge Geld in die Hand nehmen”.

Ein paar Tage später findet ein Treffen in Kappel statt, einem Dorf am Taubenkopf.

Michael Saier, Ingenieur für Elektrotechnik und Mittelständler, empfängt uns. Draußen ist es bereits dunkel. Saier bietet Saftschorle und Schokolade an, während nebenan der Rest seiner Familie zu Abend isst.

Früher konnte er sich leider nicht freischaufeln, zu viel Arbeit. Die Energiewende beschäftigt ihn stark.

“Sie gefährdet meine Existenz und die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiter”

sagt er besorgt. Deutschland steuere auf eine Deindustrialisierung zu.

Unter diesen Bedingungen seien heimische Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig.

“Wie soll man unter solchen Umständen eine Produktion planen?”

Saier äußert Bedenken gegenüber der Windkraft, die er als “wetterabhängig und nicht erneuerbar” bezeichnet.

Es gebe leider viele Missverständnisse.

“Unsere Politiker haben kaum Kenntnisse in elementarer Physik”, bemerkt er.

Kaum jemand könne zwischen Leistung und Energie unterscheiden. “Die Leistung ist entscheidend, nicht die Energie!”

Die volatile Stromerzeugung von Wind und Sonne könne den Bedarf nicht zuverlässig decken. “

Man hört oft, dass ein Windpark eine bestimmte Anzahl von Haushalten versorgen kann.” Das sei jedoch ein “Irrtum”, der die Nennleistung mit der tatsächlichen Leistung verwechselt.

“Der dafür benötigte Wind weht viel zu unregelmäßig.”

Kürzlich war Martin Horn, der Freiburger Oberbürgermeister, in Kappel. E

r hat Saier versprochen, die Auslastungsdaten der Windräder rund um Freiburg zu schicken.

Jetzt heißt es:

„Betriebsgeheimnis“.

Saier:

„Das Problem Rentabilität würde sofort augenscheinlich werden, wenn die Betreiber nur von dem leben müssten, was sie verkaufen – ohne Subventionen.“

Die Energiedichte beim Wind sei einfach zu gering,

„bei Wasser ist diese zum Beispiel 826 Mal so hoch wie bei Luft.“

Auch die oft gehörte Aussage, dass irgendwo immer Wind wehe, stimme so nicht.

„Die Daten zeigen deutlich: Der Wind in Deutschland weht entweder überall oder nirgends, sowohl onshore als auch offshore.“

Windräder seien zwar „ingenieurstechnische Meisterleistungen“, als Technologie für eine Industrienation jedoch „weitgehend unbrauchbar“.

Physik ist schwierig.

Für den Aktionskreis Energie & Naturschutz (AKEN) hat Saier einen Vortrag zum Thema gehalten.

Er engagiert sich dort als Schatzmeister.

„Das komplexe Thema ist nicht in zwei Sätzen erklärt.“

Aber er ist sich sicher, dass viel weniger Menschen Windkraft befürworten würden, wenn ihnen die Zusammenhänge klar wären.

Er habe auch schon einen Leserbrief an die Badische Zeitung geschrieben.

„Auf meine telefonische Nachfrage, warum dieser nicht abgedruckt wurde, hat man mir gesagt, er habe dem hausinternen Faktencheck nicht standgehalten.

Ich habe mein Abonnement gekündigt.“

Ausblick

Mittlerweile liegen die Abstimmungsergebnisse der Bürgerbefragungen vor.

In Au haben sich etwa 70 Prozent für den Bau weiterer Windräder ausgesprochen, in Wittnau sogar 75 Prozent.

Dass es auch anders geht, zeigt ein Bürgerentscheid im nahen Schliengen, am Fuße des Berges Blauen.

Rund 56 Prozent stimmten gegen den Bau von Windrädern auf Grundstücken der Gemeinde.

Die angrenzenden Flächen des Staatsforsts sind nicht betroffen.

Das Thema Windkraft wird die Menschen im Schwarzwald weiter beschäftigen.

Baden-Württemberg will bis 2040 Klimaneutral sein, heißt es auf der Seite des Staatsministeriums.

„Es ist zwingend notwendig, den Ausbau der erneuerbaren Energien radikal zu beschleunigen.“

Dafür wurde eine Taskforce mit

„Vertretern aus der Landesverwaltung, den Verbänden und der Windbranche“ eingerichtet.

Mit dem Ziel, den „Ausbau der erneuerbaren Energien und vor allem der Windkraft im Land massiv zu beschleunigen sowie planerische und bürokratische Hürden abzubauen.“

Der Kampf gegen die umstrittenen Windmühlen geht weiter.

Quelle: Jan Schulz-Weiling auf multipolar-magazin

Quelle: Jan Schulz-Weiling Freie Medienakademie

Bilder: Schwarzwald 1 fabian-wiktor-unsplash

Schwarzwald 2 rach-sam-unsplash

Windkraft Schwarzwald Pixabay- vjurleit

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One Comment

  1. Christine Krüger

    Deine Herangehensweise an das Thema ist wirklich einzigartig. Ich hätte das so nicht gesehen.

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