Corona Aufarbeitung – Wenig Selbstkritik und Reue, viele Rechtfertigungen

Auch die Wochenzeitung „Die ZEIT” will nun offenbar ihren Beitrag zur Aufarbeitung der vergangenen drei Corona-Jahre leisten.

Sie bat 25 bekannte Gesichter um eine kritische Rückschau.

Der wenig überraschende Tenor:

„Das konnten wir ja nicht wissen.“

Rund zwei Dutzend prominente Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Medien haben der Wochenzeitung „Die ZEIT“ ihre aktuelle Sicht der Dinge nach drei Jahren Corona-Krise geschildert.

Bedauern über das eigene Verhalten gibt es wenig, dafür viele Rechtfertigungen darüber, dass man es ja nicht besser gewusst habe.

Manche zeigen trotz all ihrer offensichtlichen Fehleinschätzungen noch immer überhaupt kein Verständnis für ihre Kritiker oder zeigen mit dem Finger auf andere. Und einige wenige glauben sogar, die „Schutzmaßnahmen“ zu locker genommen zu haben. Zu einer Bitte um Verzeihung konnte sich kein einziger der Prominenten durchringen.

Anlass für die „ZEIT“-Anfrage an Prominente war eine repräsentative Umfrage der Meinungsforscher von Civey. Das Berliner Onlineunternehmen hatte im Auftrag der „ZEIT“ herausgefunden, dass 58 Prozent der Deutschen es gut fänden, „wenn der Bundestag eine Kommission zur Aufarbeitung von Fehlentscheidungen während der Pandemie einsetzen würde“ (Quelle: „ZEIT online“).

Abgesehen von einigen „ZEIT“-Berichterstattern war nur ein einziger Medienvertreter bereit, sich öffentlich kritisch mit den eigenen Äußerungen während der Krise auseinanderzusetzen – nämlich der ARD-Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar.

Viel Selbstkritik bei Yogeshwar

Yogeshwar gab zu, „zunächst die Tragweite nicht“ begriffen zu haben. Auch später, als Mitglied des Corona-Expertenrats, hätte ihn „stutziger machen“ müssen, „wie wenig wir bei den Corona-Toten darüber wussten, wie viele Menschen wirklich an (nicht nur mit) Covid gestorben waren“. Heute denke er darüber nach, ob er nicht doch der Frage „energisch“ hätte nachgehen sollen, ob die Sterbestatistik auch deshalb so unklar war, „weil Kliniken im einen Fall mehr abrechnen konnten als im anderen“.

Dass er bei der Impfkampagne mitgemacht hatte, betrachte er heute eher als einen Fehler – vor allem, weil es ihm an einer „kritische[n] Distanz zu einem Medizinsystem“ gemangelt habe, „das sich in der Pandemie an einigen Stellen als antiquiert und überfordert erwiesen“ habe. Aber auch wegen der „unzählige[n] Hate-Mails“.

Stimmen aus der Politik

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) bedauert es heute, „nicht noch lauter gewesen zu sein und die Beachtung der Grundrechte nicht noch vehementer eingefordert zu haben“. Ein Fehler sei auch gewesen, dem RKI zu sehr vertraut zu haben, als es um die Impfpflicht-Abstimmung im Bundestag gegangen sei. Später habe sich ja herausgestellt, dass die RKI-Empfehlungen „weniger fachlich als politisch motiviert“ gewesen seien. Kubicki hatte im April 2022 im Bundestag für die U60-Impfpflicht votiert.

Selbstkritik übte auch Ex-NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU)

wegen der „völlig überzogen[en] […] Regelungswut“. Vor allem aber bedauere er es, mit den Regeln „auf dem Verordnungswege […] fundamentale Grundrechte außer Kraft“ gesetzt zu haben, ohne die Öffentlichkeit oder auch nur das Parlament beteiligt zu haben. Diese „Methode“ halte er heute für „hochgefährlich“.

Manuela Schwesig (SPD), die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, würde heute keine Spielplätze mehr schließen und keine „strengen Besuchsverbote in den Pflegeheimen“ mehr anordnen lassen. In der Anfangsphase aber habe ihr noch die unklare Lage Sorge gemacht. Besonders der warnende Auftritt des Charité-Chefvirolgen Christian Drosten am 12. März 2020 auf der Ministerpräsidentenkonferenz habe sie dementsprechend beeindruckt. Schwesig hatte sich für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen.

Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke)

sieht die Schul- und Kindergartenschließungen als schlimmsten Fehler an. „Da sind wir als Landesregierung von der Hysterie getrieben worden“, gibt Ramelow heute zu. Trotzdem sei es auch eine „bittere Fehleinschätzung“ gewesen, sich im Herbst 2020 gegen „bundesweit noch strengere Maßnahmen gewehrt“ zu haben. Außerdem bedauere er die Ministerpräsidentenkonferenzen: Heute würde er sich dafür einsetzen, einen „Krisenstab im Kanzleramt einzurichten“, um deutschlandweit einheitliche Maßnahmen zu beschließen. Angesichts des nie zuvor erlebten Geschehens sei es aber klar gewesen, dass „wir Politiker auch irren würden“, verteidigte Ramelow seine Entscheidungen. Ramelow hatte sich für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen.

Karin Prien (CDU), die Bildungsministerin in Schleswig-Holstein

räumte ähnliche Fehler ein: Die Schulschließungen seien zu schnell und zu lange erfolgt, deren Auswirkungen aber nicht genug beachtet worden. Gleichwohl solle man nun „nicht mit Häme oder Selbstgerechtigkeit auf die Fehler schauen, sondern daraus lernen“, trotzte Prien. Prien hatte sich unter anderem für Corona-Impfungen an Schulen stark gemacht.

Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU)

sieht offenbar kaum einen Grund, sich selbst kritisch zu betrachten: Mit den Worten „hinterher, sind wir alle klüger“ rechtfertigte er die „Maßnahmen, die wir immer nur auf Basis des aktuellen Wissensstands treffen konnten“. Heute würde er allerdings keine Kindergärten und Schulen mehr schließen. Zudem hätten auch andere „Politiker und Institutionen wie die Ständige Impfkommission viele Fehler in der Kommunikation gemacht“. Holetschek hatte sich für die Impfpflicht engagiert.

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU)

 hält „das landes- und bundesweite Management von Corona in der Gesamtschau“ sogar für „recht gelungen“. Die „sozialen Auswirkungen der strikten Besuchsregelungen für Krankenhäuser und Pflegeheime und die Belastungen der Maßnahmen für Kinder und Jugendliche“ hätten aber rückblickend „nicht ausreichend Berücksichtigung“ gefunden. Er könne „den Gedanken […] nur sehr schwer ertragen“, dass Menschen „ihre letzten [sic] Lebensphase“ wegen der „strengen Isolations- und Besuchsregeln“ allein verbringen mussten. Laumann hatte eine allgemeine Impfpflicht nicht ausgeschlossen.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer

beruft sich heute auf „den eindeutigen Rat aus der Wissenschaft“. Er bedauere es, die Pflegeheime im Herbst 2020 nicht besser geschützt zu haben. Noch „im zweiten Jahr der Pandemie“ Schulen und Kitas zu schließen, sei allerdings „überzogen“ gewesen, und auch die Bundesnotbremse sei ein Fehler gewesen. Dass Sachsen prozentual die meisten Todesopfer verzeichnet habe, liege aber auch an den Menschen selbst: Viele hätten „bei der Abwägung zwischen Schutz und Risiko die Gefahren nicht so groß gesehen“, so Kretschmer. Gegenüber der „ZEIT“ verlor Kretschmer aber kein Wort darüber, dass er sich selbst für eine Impfpflicht eingesetzt hatte – Menschen, die genau das befürchtet hatten, aber zuvor bösartige Absichten unterstellt hatte.

Janosch Dahmen, der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag

 „betrübt“ es, „dass es uns im dritten Jahr der Pandemie nicht gelungen ist, vulnerablere Menschen besser vor schwerer Krankheit und Tod zu schützen“. Er selbst habe sich „stets für die individuelle Gesundheit wie auch für den Schutz unseren Gesundheitssystem vor Überlastung eingesetzt.“ Dahmen war einer der strengsten Befürworter einer Impfpflicht.

Stimmen aus der Medizin

Prof. Frank Ulrich Montgomery, der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, sieht seinen größten Fehler darin, „die Maskenlage falsch eingeschätzt“ zu haben. Dabei sei er aber auch „falsch interpretiert worden“. Er habe lediglich ausdrücken wollen, dass es „ein Staatsversagen“ sei, „keine FFP2-Masken“ vorgehalten zu haben. Die Maske als solches habe er nie abgelehnt. „Mein zweiter Fehler war der Glaube, mit Impfungen Herdenimmunität erzeugen zu können und dass Impfungen frei von Nebenwirkungen wären“, räumte Montgomery ein. Er bleibe aber dabei: „Nur Impfen schützt uns langfristig“. Auch er setzte sich für eine allgemeine Pflicht ein.

Der Virologe Prof. Hendrik Streeck

 hätte sich „gewünscht, dass wir mehr miteinander reden – gerade unter Fachkollegen“. Nun erlebe man „im Nachgang der Pandemie eine Spaltung der Gesellschaft“, die man mit einem offenen Diskurs hätte „abmildern können“. Er selbst müsse sich „die Frage stellen, warum nicht auch ich einmal mehr zum Hörer gegriffen habe“.

Der Virologe Prof. Klaus Stöhr

 ist heute „überrascht, dass eine einzige natürliche Immunisierung nach Impfungen nicht zu einer Immunität geführt hat, die mit dem in der Endemie erworbenen Immunschutz vergleichbar ist“. Auch „das Schweigen und die Sprachlosigkeit der meisten wissenschaftlich arbeitenden deutschen medizinischen Fachgesellschaften“ habe ihn überrascht. Einer allgemeinen Impfpflicht stand Stöhr eher kritisch gegenüber.

Die Virologin Prof. Sandra Ciesek

 neben Christian Drosten Expertin im Podcast „Coronavirus-Update“, wüsste es heute besser, „dass soziale Folgen von Lockdowns und anderen Maßnahmen ungleich verteilt sind“. Heute wisse man, „wie unterschiedlich Arm und Reich betroffen sind“.

Der Virologe Prof. Jonas Schmidt-Chanasit

fand das Timing für die Präsentation seines Positionspapiers zum besseren Schutz von Risikogruppen „ungünstig“. Er habe nie den Eindruck erwecken wollen, „die Entscheidung der Politik für einen Lockdown infrage [zu] stellen“. Er habe „leider […] auch echte Schmähungen ertragen“ müssen, weil er sich „zu wenig gegen Schul- und Kita-Schließungen engagiert“ habe.

Der Onkologe Prof. Michael Hallek,

Mitinitiator der „No-Covid“-Strategie, bedauert es, diesen Namen für seine Pläne ausgewählt zu haben. „No-Covid“ sei in Wahrheit als Öffnungsstrategie gemeint gewesen – nicht als „chinesische Tyrannei“.

Der Physiker Prof. Dirk Brockmann,

glaubt, dass man „besser [hätte] erklären müssen, was Modelle leisten und was nicht“. Auch die Reaktionen der Menschen „auf die Modelle und Debatten“ habe er unterschätzt. Auch er war für eine Impfpflicht.

Die Physikerin Prof. Viola Priesemann

 bedauert es, nicht „lauter“ gewesen zu sein, als „falsche Zahlen“ kursierten. „Fakten und Wertung“ seien oft „vermengt“ worden. „Aber es war sehr wenig Zeit für solche Metadiskussionen“.

Stimmen aus der Geisteswissenschaft

Die Medizinethikerin Prof. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, fände „eine Phase der Bearbeitung und Analyse“ […] „gut und wichtig“. Sie selbst habe bereits Selbstkritik geübt: „Wir hätten die komplexen Krisenerfahrungen von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie stärker ins Zentrum der Debatten und der Aufmerksamkeit rücken und die Politik so beraten sollen, dass sie den Jüngeren mehr Unterstützung zukommen lässt.“ Bedenklich findet sie, dass „einige wenige […] ein tiefes Bedürfnis nach Abrechnung mit allen Maßnahmen zu haben“ scheinen, „bis hin zu Rachewünschen“. Buyx hatte sich nicht ausdrücklich gegen eine Impfpflicht positioniert.

Die Medizinhistorikerin und Pflegewesen-Expertin Prof. Monja Schünemann schrieb

 sie sei „heute sehr viel skeptischer, was die beruflichen Kompetenzen des Einzelnen angeht. Vorher hätte ich für alle die Hand ins Feuer gelegt. Das war ein Fehler“.

Die Stimme eines Maßnahmenkritikers

Der Regisseur Dietrich Brüggemann

hatte im Frühjar 2021 die Künstleraktion #allesdichtmachen (Videos auf YouTube) mit ins Leben gerufen – und war dafür scharf von großen Teilen der deutschen Medienlandschaft kritisiert worden. Auch von der „ZEIT“ selbst. Deren aktuelle Anfrage nutzt er nun für eine Art Revanche: „Man wird also erst einer Millionenleserschaft als Feindbild präsentiert und dann um Selbstkritik gebeten“.

Sein strategischer Fehler in der Corona-Zeit sei gewesen, sich „überhaupt öffentlich“ geäußert zu haben. Schweigen wäre „karrierestrategisch vielleicht besser gewesen“.

Brüggemann erinnerte an die medialen Schmähungen, die die Aktion #allesdichtmachen mit Floskeln wie „Alle nicht ganz dicht“, „Büschn schämen“, „eklige Ironie“, „bornierter Schrumpfsarkasmus“ oder der Aufforderung zur „Selbsteinweisung zum Wohl des Ganzen“ schlecht gemacht hatten.

Von der Verschwörungstheorie zur Realität

Nach drei Jahren Corona-Rückschau lässt sich kaum noch eine Maßnahmenkritiker-Befürchtung finden, die nicht zur Realität geworden ist – vom fragwürdigen Schutz durch Masken bis zu den Schäden durch Vakzine, die in wenigen Monaten aus dem Boden gestampft und vielen warnenden Stimmen zum Trotz weltweit milliardenfach verabreicht wurden.

Die von Anfang an absehbaren psychischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen von Lockdowns, Schulschließungen, Kontaktverboten, Medien-Zensur, Berufsverboten, bis heute andauernden Verunglimpfungen von friedlichen Demonstranten und der damit einhergehenden Urständ einer gewissen Blockwartmentalität, kurz: die zahlreichen Grundrechtsverletzungen aller Art lassen sich längst kaum mehr ernsthaft bestreiten. Auch die Rolle der Krankenkassen und Gesundheitsbehörden bei der Datenerfassung und Evaluierung von Nutzen und Risiken einer Impfung ist noch nicht abschließend geklärt. Auch bei der Bundeswehr, bei der immer noch eine Duldungspflicht zur COVID-Impfung besteht, klaffen offenbar riesige Lücken.

Erst vor wenigen Tagen erklärte selbst Lothar Wieler, der Noch-Leiter des Robert Koch-Instituts, dass „Deutschlands Schulen nie [hätten] geschlossen werden müssen“.

Welche Folgen die medial-politisch befeuerte Diskriminierung Andersdenkender und die monatelange Ausgrenzung von 18 Millionen Menschen in Deutschland, die sich partout nicht zur COVID-19-Spritze überreden lassen wollten, noch haben werden, ist momentan unabsehbar.

Jüngst kam nun auch bei den Öffentlich-Rechtlichen ans Licht, dass Labormediziner bei der Gesetzgebung zu PCR-Tests mitgemischt – und Milliarden eingestrichen hatten. „Ein Lehrstück über Lobbyismus in der Pandemie“ nennt es die „Tagesschau“ selbst in ihrer Analyse „Weder sachgerecht noch erforderlich“.

Nach diesem kläglichen ersten Versuch wird die Aufarbeitung wird wohl noch eine Weile andauern.

Quelle: Epochtimes

Bilder: Unbelehrbar und Arrogant – Corona Aufarbeitung Versuch I Pixabay – 10634669

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