Eine von Wissenschaftlern geäußerte Annahme wird jetzt durch eine Analyse belegt: Für eine erhebliche Zahl der offiziell gemeldeten COVID-19-Opfer ist das Virus nicht ursächlich für den Tod.
Das Gesundheitsforschungsinstituts IGES hat dazu eine Analyse vorgelegt, die noch weitere Fragen zur Corona-Statistik in Deutschland aufwirft.
von Tilo Gräser
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet zu viele Verstorbene „im Zusammenhang mit COVID-19“. Darauf macht das unabhängige Institut IGES (Infrastruktur und Gesundheit) in Berlin in seinem aktuellen „Pandemie Monitor“ aufmerksam. Darin heißt es: „Vom 1. bis 19.8.2021 sind pro Tag im Mittel 18 Sterbefälle gemeldet worden, von den nur sieben Personen zuzurechnen sind, die max. fünf Wochen vorher infiziert worden sind. Elf Fälle entfallen auf Personen, deren Infektion länger zurückliegt.“
Das liegt laut dem Institut daran, dass Menschen, die maximal fünf Wochen nach einem positiven Corona-Test sterben, den sogenannten Corona-Toten zugerechnet werden. Im Ergebnis zeigt sich laut Bertram Häussler, Mediziner und Leiter des unabhängigen Gesundheitsforschungsinstituts IGES in Berlin, „dass bei gut 80 Prozent der offiziellen COVID-Toten, die seit Anfang Juli gemeldet wurden, die zugrundeliegende Infektion schon länger als fünf Wochen zurückliegt und man daher eher davon ausgehen muss, dass Corona nicht die wirkliche Todesursache war“.
Das sagte der Wissenschaftler der Tageszeitung Die Welt in einem am Montag veröffentlichten Interview. Häussler erklärte dort weiterhin:
„Die Sterbezahlen sind sehr niedrig, und – man muss es leider sagen – auch diese Zahl liegt noch zu hoch. Es werden mehr Todesfälle gemeldet, als tatsächlich an Corona gestorben sind.“
Bei den gemeldeten verstorbenen Menschen könne es sich um solche handeln, die 2020 positiv auf das Virus SARS-CoV-2 getestet worden waren, „jetzt aber an Herzversagen gestorben“ seien. Das Meldesystem des RKI verzerre zunehmend die Sterbestatistik, so Häussler gegenüber der Welt. Als Corona-Tote bezeichnet das RKI Verstorbene, bei denen der Corona-Erreger nachgewiesen wurde „und die in Bezug auf diese Infektion verstorben sind“.
Zweifel an offiziellen Angaben
Das IGES habe die RKI-Daten analysiert und den als „gestorben“ Gemeldeten ein „Infektionsdatum“ zugeordnet. Das sei mit der regulären RKI-Datenbank nicht möglich, erklärte der Wissenschaftler. Seit Längerem melden Experten Zweifel an den offiziellen Zahlen der sogenannten Corona-Toten an.
So hatte der Statistikexperte Karsten Montag im April dieses Jahres in einem Beitrag des Onlinemagazins Multipolar gezeigt, dass die offiziellen RKI-Meldungen dazu „nicht plausibel“ sind. Als Grund nannte er die „Tatsache, dass jeder in Deutschland Verstorbene, bei dem zuvor ein PCR-Test positiv ausgefallen ist, als COVID-19-Sterbefall in die Erfassung des Robert Koch-Instituts eingeht. Genau hier dürfte der systematische Fehler liegen. Entweder ist ein Großteil der Menschen, bei denen SARS-CoV-2 festgestellt wurde, nicht an, sondern mit der Krankheit verstorben, oder der Test fiel größtenteils falsch positiv aus. Wahrscheinlich ist eine Mischung aus beidem.“
Montag äußerte den „Verdacht, dass eine erhebliche Zahl der vermeintlichen COVID-19-Opfer nicht ursächlich an, sondern bloß begleitend mit der Krankheit verstorben ist und dass der PCR-Test in nicht geringem Maße falsch positive Ergebnisse liefert“. Ebenfalls im April wurden Rechtsmediziner aus Rostock unter anderem von der Zeitung Nordkurier zitiert, laut denen die offizielle Zahl der Corona-Toten zu hoch ist. Bisherige Studien hätten gezeigt, dass die Zahl der tatsächlich an dem Virus Verstorbenen niedriger ist, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen, so der Direktor der Rechtsmedizin an der Universität Rostock, Andreas Büttner.
Fehlende sichere Datenerhebung
Der Rechtsmediziner forderte wie zuvor sein Hamburger Kollege Klaus Püschel mehr Obduktionen der offiziell „im Zusammenhang mit COVID-19“ Verstorbenen. Wo diese durchgeführt wurden, habe sich gezeigt, „dass man nicht nur an, sondern auch mit dem Coronavirus stirbt“, so Büttner. Deshalb dürfe nicht jeder, der nach einem positiven Corona-Test sterbe, als „Corona-Toter“ in die Statistik aufgenommen werden. „Damit wird eine viel höhere Sterberate assoziiert, als sie wirklich ist.“
Ebenfalls im April dieses Jahres hatte der Wissenschaftsjournalist Jan-Martin Wiarda auf die „Datenerhebungskatastrophe“ im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie hingewiesen.
„Das Pandemiemanagement der Bundesrepublik baut auf einem Corona-Monitoring auf, das diese Bezeichnung nicht verdient. Die Politik weiß bis heute kaum, was genau sie mit ihren Lockdown-Maßnahmen bewirkt und wer sich warum infiziert.“
Das scheint auch für die Sterbefalldaten zuzutreffen.
Noch immer fehlen verlässliche Daten zur COVID-19-Pandemie in der Bundesrepublik, wie unter anderem kürzlich Berichte über fehlende korrekte Zahlen zur Impfkampagne gegen COVID-19 zeigten. Der Ökonom Gabriel Felbermayr, Direktor des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), hat deshalb Mitte August der Bundesregierung „gravierende Versäumnisse beim Erheben verlässlicher Coronazahlen“ vorgeworfen. Er vermutet, dass eine systematische Datenerhebung „politisch nicht gewollt“ ist.
Quelle: RT-Deutsch
Bild: pawel-czerwinski–unsplash
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